Wenn harmlose Befunde Schrecken verbreiten
Dokumente und E-Mails aus dem Bundesamt für Energie (BFE) zeigen: Eine Studie zur Klimaverträglichkeit von Elektroautos wird unter den Tisch gekehrt – aus Angst vor den Reaktionen.
Diese Woche hat die Republik Brisantes aufgedeckt: Eine Studie zu einem Vergleich der Klimaverträglichkeit von fossil betriebenen Autos und Elektroautos wurde vom Bundesamt für Energie (BFE) zwar in Auftrag gegeben. Doch sie wurde nie publiziert. Warum nicht? Das beleutet die Republik mit einem Blick in interne E-Mails des Bundesamts. Sie zeigen eine merkwürdige Angst der zuständigen Personen, dass die Resultate der Studie falsch verstanden würden.
Aber was könnte man an diesen Resultaten falsch verstehen? Offenbar kommt die Studie zum Schluss, dass ein Wechsel von einem fossil betriebenen Auto auf ein Elektroauto hinsichtlich der CO2-Bilanz in den meisten Fällen richtig ist. Bei über 90 Prozent der Benziner und Dieselautos lohnt sich ein sofortiger Ersatz durch ein E-Auto. Die Republik fasst es richtig zusammen: Dieses Ergebnis ist nicht weiter erstaunlich.
Angst vor Fehlinterpretationen
Doch weshalb wurde die – eigentlich wenig Aufsehen erregende – Studie dann nicht publiziert? Das Bundesamt für Energie windet sich auf Anfrage der Republik: Die Fragestellung habe sich seit der Konzepterstellung 2022 verändert und die Antworten seien nicht so klar ausgefallen. Doch die Republik hakt nach und erhält Einblick in interne E-Mails. Diese zeigen, dass das BFE Angst hat vor Fehlinterpretationen. Die Beteiligten fürchten sich zum Beispiel, dass eine Empfehlung, einen fünf Jahre alten Verbrenner aus Klimasicht durch ein E-Auto zu ersetzen, als «elitäre Empfehlung» empfunden werden könnte.
Dabei ist die Schweizer Energiepolitik – gerade im Bereich der Mobilität – ganz stark auf Anreize und Informationen ausgerichtet. Und sie verfehlt regelmässig die gesteckten Ziele. Dass mit dieser Ausrichtung dann eine harmlose Studie nie publiziert wird, ist umso erstaunlicher. Für einmal sollen Bundesrat Albert Rösti und sein Generalsekretär Yves Bichsel ihre Finger nicht im Spiel gehabt haben. Sie wurden erst während der Recherche der Republik informiert.
Teil einer laschen Klimapolitik
Die Diskussionen um die Publikation dieser harmlosen Studie lässt nur zwei Schlüsse zu: Entweder ist das zuständige Bundesamt innerhalb des UVEK dermassen verängstigt, dass bereits Aussagen zu Gunsten der Elektromobilität gefürchtet werden oder die zuständigen Personen im Bundesamt sind gar nicht daran interessiert, ihren Auftrag zu erfüllen. Fragt sich nur, weshalb dann über 100‘000 Franken für eine Studie ausgegeben werden.
Ginge es nur um eine Studie, die offensichtlich nicht genehm ist, könnte man über den Schwank noch lachen. Doch im grösseren Zusammenhang reiht sich dieser Entscheid in eine Klimapolitik ein, die im Verkehrsbereich viel zu lasch ist. Wir verpassen den Umstieg auf die Elektromobilität und wir haben kein Ende für Neuzulassungen von fossil betriebenen Fahrzeugen festgelegt. Uns droht eine Entwicklung, in der die Schweiz als Insel ohne Regelung übrig bleibt mit schlechten Folgen für unser Klima und einem Autobestand, der viel schmutziger als in vielen Ländern ist. Dazu kommt noch eine Abbaudebatte im Bereich des öffentlichen Verkehrs. Da bleibt einem das Lachen doch stecken.
Michael Töngi
Nationalrat LU
@mtoengi.bsky.social