Die ersten Wölfe sind nun also geschossen. Bereits am 20. November kündigte der Kanton Wallis an, 34 Wölfe schiessen zu wollen und somit sieben der zehn bis zwölf Rudel im Kanton zu eliminieren. Das Bundesamt für Umwelt BAFU hat dem zugestimmt und sieben Rudel zum Abschuss freigegeben.

Ein kurzer Rückblick: Im September hatte Bundesrat Rösti bekannt gegeben, wie die Umsetzung des nochmals revidierten Jagdgesetztes auf Verordnungsebene aussehen wird. Ein Gesetz, das 2020 von der Stimmbevölkerung abgelehnt wurde, vor allem deshalb, weil der präventive Abschuss von Wölfen von der Bevölkerung nicht goutiert wird. Zwei Jahre später hat die Mehrheit im Parlament diesen Volksentscheid rückgängig gemacht und Präventivabschüsse und drastische Minimierung des Wolfbestandes zugestimmt.

Bundesrat Rösti geht nun aber noch einen Schritt weiter: 70 Prozent des Wolfsbestandes soll eliminiert werden, Präventivabschüsse werden zulässig, ganze Rudel ausgelöscht. Zudem hat er dafür gesorgt, dass die Regulierung auf sehr undemokratischem Weg eingeführt wurde – ohne ordentliches Vernehmlassungsverfahren, ohne Einbezug der wichtigen direktbetroffenen Akteur*innen.

Der Entscheid basiert nicht auf wissenschaftlichen Fakten, sondern auf reinen Zahlenspekulationen und ist daher willkürlich. Darauf basierend werden nun Abschussverfügungen erlassen.

Zudem geht es hier nicht nur um das Missachten der Volksabstimmung oder der gesetzlich festgelegten Abläufe mit Vernehmlassungen, sondern auch um das Aushebeln des Artenschutzes. Die Berner Konvention wurde von der Schweiz unterzeichnet, sie schützt den Wolf. Ist das nun einfach alles nichtig?

Nie wird mit einer solchen Geschwindigkeit und Vehemenz ans Werk gegangen wie beim emotionalen Thema Wolf. Volksentscheide können übergangen werden, Verfahren abgekürzt und keine zwei Monate später ist der erste Wolf tot.

Wenn Albert Rösti so weiterarbeitet, dann müssen wir nicht nur das Klima und die Biodiversität, sondern auch noch die Demokratie vor SVP-Angriffen aus dem Bundesrat verteidigen.

Aline Trede
Nationalrätin BE
@alinetrede